Marvel Studios' Captain America: The Winter Soldier (4K UHD)
Ich hätte nie erwartet das Captain America einer meiner absoluten Lieblinge des MCUs werden würde. Ich meine, come on: sein albernes Kostüm (besonders im ersten Avengers-Teil), sein plakativer Name, sein simples Schwarz/Weiß-Denken -und Gehabe. Wie käme ich dazu diesem Charakter auch nur im Entferntesten was abzugewinnen. Wobei zugegebenermaßen sein erster Film nicht ganz so schlecht war. Und ja, Steve Rogers ist nicht ganz unsympathisch (v.a. Dank Chris Evans Darbietung). Aber neben Iron-Man zog er lange Zeit den Kürzeren für mich.
Das änderte sich aber schlagartig als dieser Film das Licht der Marvel-Welt erblickte. Die Russo-Brothers nahmen diesen simplen Charakter und zwangen ihn aus seinem Schwarz/Weiß-Denken auszubrechen und sich weiterzuentwickeln. Und Alter Falter… Das gelang ihnen wirklich, wirklich gut.
Story im Groben:
Steve Rogers lebt sich allmählich in der neuen Welt ein, in welche er 2 Jahre zuvor erwacht ist. Da er nichts Besseres mit sich anzufangen weiß, kämpft er für S.H.I.E.L.D. an vorderster Front. Doch Zweifel plagen ihn, denn die Welt hat sich seit 1945 doch drastisch verändert. Jeder um ihn herum scheint sein eigenes Süppchen zu kochen. Selbst seinen engsten Kollegen scheint er nicht trauen zu können. Nach einem scheinbaren Routine-Einsatz, gerät für den unbeugsamen Helden alles aus den Fugen. Jemand in den eigenen Reihen agiert verdeckt aus dem Hintergrund um nicht nur S.H.I.E.L.D., sondern auch die gesamte Welt in den Abgrund zu reißen.
Nahezu auf sich allein gestellt, ohne zu wissen wem er trauen kann, macht Rogers sich auf die Verschwörung aufzudecken, wodurch er alsbald selbst zum Gejagten wird. Dicht auf den Fersen ist ihm hierbei der mysteriöse und gefährliche Winter Soldier.
Meine Meinung:
Dieser Film sticht aus all den MCU-Filmen mit am Meisten heraus. Beim zweiten Cap-Film handelt es sich um einen Action-Thriller, wodurch er sich schon stark vom ersten CA-Film abhebt. Klar, der Film hat seine typisch albernen MCU-Momente. Aber diese binden sich m.M.n. ganz gut ein und sind zur Auflockerung der Stimmung ganz gut. Denn der Film ist extrem spannend, düster und bietet tolle Kampf-Choreographien (kein Vergleich zu den miserablen Kampf-Einlagen des ersten Cap-Abenteuers).
V.a. aber haben mir die Story und Figuren Spaß gemacht. Man hat sowohl alte Gesichter in Form von Cap’s Avenger-Kollegin Black Widow, als auch Maria Hill, Jasper Sitwell und Nick Fury, aber auch viele, viele Neuzugänge wie Robert Redford als S.H.I.E.L.D.-Chef Alexander Piers, Brock Rumlow, Sharon Carter und allen voran Sam Wilson aka „The Falcon“. Daneben gibt es noch nette Cameos bekannter Gesichter wie Hayley Atwell als Cap’s große, aber stark gealterte Liebe Peggy Carter, sowie dem schmierigen, aus „Iron Man 2“ bekannten, Senator Stern. Der Cast ist hervorragend und in top Spiellaune. Chris Evans entpuppt sich als echter Glücksgriff für die Rolle des Captain America, da er es schafft der Figur Glaubwürdigkeit und Tiefe zu verleihen. Auch bekommt Scarlett Johansson hier deutlich mehr zu tun. Wobei ihre Figur der Natascha Romanoff, alias Black Widow, hier das erste Mal deutlich zwielichtiger erscheint als noch zuvor in „Iron Man 2“ und „The Avengers“. Genauso wie auch der Meister der Geheimnisse Nick Fury, welcher wie gewohnt von Samuel L. Jackson gespielt wird. Vom Altmeister Redford darf man generell perfektes Spiel erwarten. Auch er schien Spaß an der Rolle des Alexander Pierce gehabt zu haben. Zur Figur des Winter Soldiers will ich an dieser Stelle nichts verraten. Lasst euch selbst überraschen.
Was man den Russos hoch anrechnen muss ist der Mut diesen Weg mit der Figur des Captain Americas zu gehen. Nicht nur das sich Steve Rogers weiterentwickelt und hinterher nicht mehr blind irgendwelchen Institutionen wie S.H.I.E.L.D. oder dem eigenen Regierungsapparat vertraut, er legt auch sein einfältiges Schwarz/Weiß-Denken ab und sieht sich selbst damit konfrontiert Geheimnisse vor seinen Freunden aufzubauen (siehe die Kulmination dessen in „Civil War“). Er wird damit als Charakter greifbarer und interessanter. Zumal man diesmal keinen wirklich greifbaren Schurken hat wie noch zuvor mit Red Skull und Loki. Ja, es gibt einen zentralen Drahtzieher, aber wie Cap, tappt der Zuschauer auch zunächst im Dunkeln.
Man hat zudem hier nicht das Gefühl ein x-beliebiges Einzelabenteuer zu sehen wie noch in Thor 2. Die Geschichte hat drastische Auswirkungen auf den kompletten Handlungsverlauf des MCU.
Fans der Reihe werden hier viele, viele Querverweise zu anderen Figuren finden. Easter Eggs gibt es daher viele (erst beim letzten Durchgang ist mir selbst wieder eines aufgefallen). Das CGI ist okay. An manchen Stellen besser, an anderen wieder eher schlechter (gerade gegen Ende gibt es wie ich finde einen etwas nicht so schönen Schnitzer). Die Musik von Henry Jackman ist zweckdienlich und für sich gesehen eher austauschbar. Wobei er hin und wieder die eindeutig besseren Ur-Themen von Alan Silvestri aufgreift.
Fazit:
„The Winter Soldier“ ist nicht nur einer der besten MCU-Filme, er ist auch eine absolute Überraschung, da sicher die wenigsten erwartet haben dass man so viel aus dem guten Cap rausholen kann. Ich meine, wir reden hier über einen der m.M.n „lächerlichsten“ Superhelden- und die Russo-Brothers transformieren diese ursprünglich platte Figur in einen facettenreicheren und interessanten Charakter. Der Spagat den man geschaffen hat zwischen untypisch -und doch typisch MCU ist sehr interessant. Die letzten beiden CA-Filme fühlen sich auch deutlich geerdeter an. Zumindest wenn man diese mit den Abenteuern der Guardians, Dr. Strange oder Thor vergleicht. Manche halten den Streifen gar für Marvel‘s Antwort auf DC’s „The Dark Knight“, was ich persönlich für zu übertrieben halte.
Dennoch ist dieser Film ganz klar ein Highlight der zweiten Phase und des MCUs im Allgemeinen. Volle Empfehlung!